Sonntag, 24. Januar 2021

111 Jahre Concordia Hirschaid

Am 30.01.2021 ist es soweit. Der RMV Concordia Hirschaid feiert ein besonderes Jubiläum.
111 Jahre Concordia
Mit 30 Personen, so das Protokoll vom 30.01.1910, wurde der „Deutsche Rad- und Motorfahrer Verein Concordia Ortsverein Hirschaid“ gegründet. Schon damals machte man es sich zum Ziel, neben Geselligkeit hauptsächlich den Radsport zu pflegen. Als Vereinslokal diente damals die Gastwirtschaft “Zur Eisenbahn“ am Standort des ehemaligen fränkischen Überlandwerkes, nämlich am Bahnhof.

Gründungsdokument

Der Krieg 1914-1918 legte das Vereinsleben weitgehend lahm. Ein dann 1921 abgehaltenes Stiftungsfest gab nun wieder Auftrieb. Neben geselligen Theateraufführungen hatten natürlich die sportlichen Aktivitäten, Teilnahme an Wanderfahrten und hauptsächlich Radrennen Vorrang.


Mit zunehmender Motorisierung wurde am 6. Januar 1933 auch noch eine Motorfahrergruppe gegründet, deshalb die noch heutigen Kürzel R.M.V. Concordia. Mit einem Erlass der Reichsregierung vom 1. Oktober 1933 wurde der Verein aufgelöst und in neue Verbände eingegliedert.

Das weitere Vereinsleben oder deren Rest war dann von Seiten der damaligen Reichsregierung bis Kriegsende geprägt. 

Mit der Aufbruchstimmung, die einige Jahre nach dem Krieg herrschte, wurde der Verein 1950 durch acht Mitglieder in einer Wiederauflebungsversammlung wieder aktiviert. In besonderer Weise sollte hier der damalige erste Vorstand Kaspar Mohnkorn erwähnt werden, der die Concordia wieder auf Kurs brachte. Man bemühte sich gleich anfangs sehr stark im Saalsport, nämlich hauptsächlich Kunstradfahren, Radball, Wanderfahren und im Straßenrennsport. 



Die Radsportlerinnen und Radsportler standen in Concordia-Farben bei Bezirksmeisterschaften, Oberfränkischen, Nordbayerischen, ja sogar bei den Bayerischen ganz weit oben. 


So wurden bei den Bezirks-, Oberfränkischen und Nordbayerischen Meisterschaften Meistertitel, bei den Bayerischen Meisterschaften sogar der Vizemeistertitel durch Marianne Schmuck bei den Kunstradmeisterschaften der Frauen eingefahren. All diese Radsportler der Concordia Hirschaid waren über viele Jahre Aushängeschilder und weit über unseren Heimatraum hinaus bekannt. Wegen fehlender Trainingsmöglichkeiten übers ganze Jahr, fehlendem Sponsoring, Nachwuchsmangel, sowie zeitlich starker beruflicher Inanspruchnahme der noch Aktiven verlor man immer mehr den Anschluss an die immer höher gesteckten Wettbewerbsanforderungen. So war es über Jahre mal mehr, mal weniger, ein Auf und Ab der Erfolge. Ende der 50er Jahre war's dann mit dem Sportlichen ganz tabu, die Vereinsaktivitäten versanken mehr oder weni
ger in einem Dornröschenschlaf. 

In den 70er Jahren aber entstand, hervorgerufen durch allgemeines Umdenken aller Bevölkerungsschichten, der Wunsch nach objektiver und sinnvoller Freizeitgestaltung. Das Aufleben der “Trimm-Dich-Welle” platzierte Fitness und Gesunderhaltung von Körper und Geist an vorderer Stelle. Sportliche Betätigung stand plötzlich ganz weit oben. Kann doch gerade beim Radfahren jedermann in hervorragendem Maße seinen Körper so gleichmäßig und schonend belasten wie in kaum einer anderen Sportart. 

Die Impulse waren gegeben, das Hirschaider Volksradfahren wurde von 1974 an alljährlich in Gang gesetzt. So starteten damals unter der Obhut des Vorstandes Georg Fleischmann, initiiert durch den Ortskulturring, bei dieser ersten Volksradwanderfahrt 600 Teilnehmer. Im Jahr darauf unter alleiniger Schirmherrschaft der Concordia starteten schon 841 Teilnehmer. 





Es wäre müßig, all die Teilnehmerzahlen für jede Veranstaltung zu präsentieren, aber die Teilnehmerzahl von über 1000 Fahrern wurde bei fünf Veranstaltungen zum Teil erheblich übertroffen. Als Spitzenreiter fungierte das Jahr 1995 mit 1350 gestarteten Fahrern. Und aller Anfang ist schwer; so war die erste Veranstaltung mit 600 Fahrern damals als gut geheißen, jedoch waren bei allen fo
lgenden Veranstaltungen die Zahlen erheblich höher gelegen. Das spricht für sich!

Kramt man in den noch aktuellen Vereins Memoiren, so kann man erfahren, dass im Jahre 1987 die langjährige Vereinsführung von 18 Jahren vom abdankenden Vorstand Georg Fleischmann in die Hände des noch heute tätigen Jürgen Frensch gelegt wurden. Im gleichen Atemzug, inspiriert durch die Initiative einiger Begeisterter, wurde eine Straßenradsport Gruppe in Obhut von Edi Leisgang gegründet.


Aus anfangs drei Teilnehmern wuchs die Zahl der Rennradbegeisterten ständig. Nach zwei Legislaturperioden übernahm für drei Perioden Hans Panzer die Geschicke und erweiterte forcierend den Ausbau der Gruppe. Ab 1997 übernimmt Otto Beierwaltes die Radsportgruppe, die bei manchen Einsätzen auf mehr als zwanzig Sportler gewachsen ist. Dynamisch setzt er sich für Kollegialität und gemeinschaftlich-sportliches Beisammensein im Breitensport ein. 

Dass die begonnene radsportliche Entwicklung richtungsweisend ist, zeigen doch der 1994 eingefahrene bayerische Meistertitel bei gewerteten Fahrten. 

1995 unterlagen wir dem Radsportverein Pfeil Hof denkbar knapp und mussten uns mit dem Vizemeistertitel begnügen. Aber im Sportjahr 1997 fuhren die aktiven Radsportlerinnen und Radsportler den Verein Concordia mit fast 30.000 gefahrenen Wertungskilometern wieder zur Bayerischen Meisterschaft; in den beiden darauffolgenden Jahren sogar mit annähernd 40 000 Kilometern. 

Im Jahre 1998 gehörte die Jubiläumsausgabe unseres Volksradfahrens zu den Highlights. Zur 25. Ausgabe konnten wir über 1300 Teilnehmer aus ganz Oberfranken begrüßen. In diesen Jahren fand der Radsport allgemein großen Zuspruch, nicht zuletzt durch Idole wie Jan Ullrich oder Erik Zabel, die einen großen Anteil am damaligen Radsport-Boom hatten. So wurden auch in unserem Verein die Ausfahrten intensiviert, eine Aufteilung in Renn- und Tourenradler fand statt, welche beide zusammen teilweise über 30 Radsportler zählten. 

Da man natürlich auch etwas für die Zukunft des Vereins tun musste, entschied man sich 1999 dazu, eine Jugendgruppe ins Leben zu rufen, wofür sich Thomas Schmitt sehr einsetzte. Nach mehrfacher Werbung konnte man nach einigen Monaten 7 Jugendliche unter der Leitung von Hans Panzer auf eigens vom Verein angeschafften Rennrädern in und weit um Hirschaid herum trainieren sehen. 

Im Jahr darauf stand erneut ein Jubiläum im Vereinskalender; die Concordia hatte ihr 90-jähriges Vereinsjubiläum zu feiern. Dies geschah nach einem Dankgottesdienst im Schützenhaus der Brauerei Kraus, wo dann passend zu diesem Anlass viele alte Bilder mit dazugehörigen Geschichten erzählt, sowie verdiente Mitglieder geehrt wurden. Außerdem fand im gleichen Jahr das 27. und letzte Volksradfahren in Hirschaid statt, da die Teilnehmerzahlen von Jahr zu Jahr stagnierten und die Bevölkerung sich lieber ohne Zwang und große Veranstaltungen aufs Rad setzte. In der Statistik sieht somit das Bild folgendermaßen aus: In 27 Veranstaltungen bisher, starteten 23847 Teilnehmer; multipliziert mit der Streckenlänge von 25km steht eine Strecke von 596.175km zu Buche. Somit fuhren die Hirschaider Volksradfahrt-Teilnehmer etwa 14 Mal um den Erdball. Eine stolze Bilanz, mehr als eine halbe Million Fahrrad-Kilometer. Auch bei der Jugendgruppe gab es Neuigkeiten...für Hans Panzer übernahm Peter Kellermann die Leitung und somit Verantwortung für die Jugendgruppe, die in den Jahren nach ihrer Gründung bereits sehr ordentliche Jahres-Kilometerleistungen und auch sportliche Erfolge bei diversen Radrennen in ganz Oberfranken zustande brachte. 


2001 löste dann Peter Kellermann auch Otto Beierwaltes als Fachwart für die Radsportgruppe ab, der bis dahin äußerst erfolgreiche Arbeit leistete und die Renn- und Tourengruppe immer weiter ausbaute. Diesen Prozess führte auch Peter Kellermann in hervorragender Weise weiter; man brachte es auf insgesamt 45 Ausfahrten im Jahr 2001 mit über 30.000 Kilometern.

Radfahrerwallfahrt 2004


Radfahrerwallfahrt 2018

Ebenso nahm man im gleichen Jahr zum ersten Mal an der Radwallfahrt nach Vierzehnheiligen teil, die jedes Jahr von einem befreundeten oberfränkischen Verein
veranstaltet wird. Seitdem machen sich jedes Jahr teilweise bis zu 20 Radsportler auf die insgesamt etwa 105 km. 

Das Volksradfahren war nun bereits seit 2 Jahren Geschichte und so suchte man eine neue Herausforderung, welche damals durch den Inhaber von Zweirad Dresel, Karl Dresel und Thomas Schmitt, der 2003 auch 2. Vorstand wurde und bis heute ist, gefunden. Man brachte die Idee eines Radrennens in Hirschaid ins Spiel, welche zunächst sehr kritisch gesehen wurde. Jedoch entschloss man sich nach einiger Überzeugungsarbeit dazu, eine derartige Veranstaltung im Hirschaider Ortskern auf die Beine zu stellen; was auch, durch die große Teilnehmerzahl von etwa 200 Rennsportlern, sowie durch deren Aussagen bestätigt wurde. Ein neues Vereins-Großereignis war gefunden, welches bis heute bereits 5 Mal stattfand. 


2003 kam es dann zu einigen personellen Veränderungen in der Führungsriege des Vereins. Wie bereits erwähnt wurde Thomas Schmitt zum zweiten Vorsitzenden gewählt und ist dies auch bis heute, zum anderen übernahm Peter Binder das Amt des Fachwartes Radsport von Peter Kellermann. Auch Peter Binder ist noch im Amt und führt die Geschicke der Radsportabteilung in sehr engagierter und erfolgreicher Weise, was der große Zuspruch von Radsportlern beweist. Und auch bei der Jugend kam es zu einer Änderung. Hans Panzer übernahm erneut die Leitung der Gruppe und baute die Gruppe bis heute auf bis zu 11 Jugendliche aus. 



Neben all den genannten Veranstaltungen gab es natürlich auch noch jede Menge andere Aktivitäten unseres Vereins, wie z.B. eine jährliche Radtour anlässlich des Hirschaider Sommerferienprogramms unter der Leitung von Edi Leisgang, der dies bereits seit 1988 durchführt und organisiert. Außerdem gehörte und gehört natürlich auch der Besuch von Volksradfahren anderer Vereine fest zum Terminkalender der vergangenen 3 Jahrzehnte. So gehört das Volksradfahren in Merkendorf, Elsendorf oder Oberhaid zu den jährlich besuchten Veranstaltungen, um nur einige wenige zu nennen. 

Aber auch passive Teilnahmen an Radsportveranstaltungen gehören dazu, wie der Besuch von 6 Tage-Rennen; unter anderem in München, Berlin oder Dortmund. Wie der Name “Concordia“ schon sagt, zählt bei uns natürlich auch der Zusammenhalt und die Geselligkeit, die beispielsweise bei den Busfahrten sehr gepflegt werden, die alle 2 Jahre stattfinden und regen Zuspruch finden. 

In unseren Reihen haben wir aber auch etwas “extremere” Radsportler, die sich mit ein paar Kilometern nicht zufrieden geben. So haben einige Mitglieder unseres Vereins Radfernfahrten von Hirschaid aus unternommen...z.B auf dem Jakobsweg nach Santiago di Compostela über 2850 km, nach Rom über 1450 km oder nach Wien über 700 km. Ein ganz besonderes Highlight sowie eine überragende Leistung war sicher auch die Teilnahme von Norbert Stenglein an der Styrkeproven in Norwegen, ein internationaler Radmarathon über 540 km von Trondheim nach Oslo, den er vom Start bis ins Ziel in einer Zeit von 21 Stunden und 20 Minuten bewältigte. Alles in allem sehr beachtliche Leistungen. 


Unsere Hirschaider Concordia kann mit sehr viel Stolz auf die letzten 100 Jahre zurückblicken, in denen viele tolle Erfolge erreicht wurden, aber auch schwerere Zeiten durchstanden wurden, die auch Mut machen, um optimistisch in die Zukunft unseres Vereins zu blicken. 


Hirschaid, im Mai 2010 

Leisgang Edi und Schmitt Thomas



In den folgenden Jahren traf die Concordia eine gesellschaftliche Entwicklung, die in vielen Vereinen (nicht nur im Radsport) für Veränderung sorgt: Mitglieder verließen den Verein und Neue konnten nur wenige gewonnen werden, denn viele Radsportler treffen sich ohne Verein in Gruppen und organisieren diese auf Facebook oder auch über die Sportler-App Strava. So sieht man in und um Hirschaid herum viele Radsportler alleine oder in Gruppen unterwegs fahren, aber leider nicht als Teilnehmer bei einer Ausfahrt der Concordia. Und so verringerte sich im Laufe der Zeit die Mitgliederzahl auf 118 und sowohl das Radrennen (Absage in 2010 mangels Meldungen) als auch das wiederbelebte Volksradfahren (in 2014 letzte Veranstaltung) fanden leider ein Ende.


"Stempelkarte" aus dem Jahr 2014 vom letzten Volksradfahren

Bei den Ausfahrten der Rennradgruppe sind regelmäßig noch kleine Gruppen (2-5 Fahrer) unterwegs und auch bei der Gruppe der Tourenfahrer ist auch noch eine kleine Gruppe, teilweise auch mit E-Bike, unterwegs. Eine Weinfahrt, gemeinsame Treffen zu Ostern, Radfahrerwallfahrt und weitere Veranstaltungen finden jährlich statt. Gelegentliche Veranstaltungen wie eine Italienfahrt in kleiner Gruppe (Bericht siehe Link) oder die Landkreisrundfahrt (Blogbeitrag) wurden durchgeführt. Und so wurden in 2018 immerhin 56 Ausfahrten + Wanderungen durchgeführt.


Das "Jubiläumsjahr 2021" wird sicher wie das Jahr 2020 noch unter der Corona-Pandemie leiden. Leider gab es 2020 nur ganz wenige Veranstaltungen und auch gemeinsame Ausfahrten konnten im Corona-Jahr kaum durchgeführt werden (Link zu einer Tour auf Strava). Doch sobald sich die Lage bessert, werden wieder gemeinsame Touren unternommen. Zur Teilnahme an einer kleinen Runde der Tourengruppe (10-20km je nach Absprache und Vermögen der Teilnehmer), als auch an einer Rennradrunde (70-90 km und km/h je nach Leistungsvermögen und mit dem Motto "wir fahren gemeinsam los, wir kommen gemeinsam an") sind Radfahrer und Rennradfahrer herzlich eingeladen. Infos zu Touren hier auf der Seite und auch auf Strava (Link)


Hirschaid, im Januar 2021

Frank Strube



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